Wahrheiten über Israel/Palästina erzählen

Falsche nationale Narrative spielen eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle menschlichen Verhaltens, insbesondere wenn sie durch ein aggressives Propagandasystem durchgesetzt werden, das sachliche Gegennarrative dämonisiert. Das ist schon lange der Fall, da Israel seine harte Behandlung der Palästinenser heruntergespielt hat, aber die Wahrheit beginnt ans Licht zu kommen, sagt Lawrence Davidson.

Von Lawrence Davidson

Am 16. Oktober hat die israelische Organisation Yazkern war Gastgeber Dutzende Veteranen des israelischen „Unabhängigkeitskrieges“ von 1948, um einen Blick darauf zu werfen, was dieser Kampf wirklich bedeutete. Die Veteranen bezeugten etwas, das man nur als bewussten Versuch ethnischer Säuberung bezeichnen kann: die systematische Zerstörung ganzer palästinensischer Dörfer und zahlreiche Massaker.

Das Ziel von Yazkerns Bemühungen, die Wahrheit zu sagen, bestand darin, das bereinigte „mainstream-nationalistische Narrativ“ von 1948 und die damit einhergehende Leugnung jeglicher legitimen palästinensischen Gegennarrative zu durchbrechen.

A Dokumentation Die Arbeit der israelisch-russischen Journalistin Lia Tarachansky, die sich mit demselben Thema, der palästinensischen „Nakba“ oder Katastrophe, befasst, steht kurz vor dem Abschluss. Auch darin sind die Aussagen israelischer Soldaten aus dem Krieg von 1948 enthalten.

Diese jüngsten Enthüllungen verleihen den Behauptungen der „neuen Historiker“ Israels Glaubwürdigkeit, wie z Ilan Pappe, die Bücher geschrieben haben, die auf Beweisen aus Regierungsarchiven basieren und zeigen, dass die zionistischen Behörden bereits vor Ausbruch der Feindseligkeiten, die zur Gründung des Staates Israel führten, planten, Palästina so weit wie möglich ethnisch von Nichtjuden zu säubern.

Okay, man könnte sagen, die Israelis haben sich 1948 brutal verhalten und nur eine kleine Minderheit wird es zugeben, aber was ist mit der Zeit nach dem „Unabhängigkeitskrieg“? Wie sich herausstellte, hörte die ethnische Säuberung nie auf. Praktischerweise hat das langjährige Leugnen, dass es überhaupt begonnen hat, dazu beigetragen, die Tatsache zu verbergen, dass es noch andauert.

Erst diese Woche erhielten wir die Nachricht von Verteidigungsminister Ehud Barak der Befehl, acht palästinensische Dörfer abzureißen mit rund 1,500 Einwohnern in den südlichen Hügeln von Hebron. Barak entschuldigt sich damit, dass das Land für militärische Trainingsübungen benötigt werde.

Den „neuen Historikern“ zufolge handelt es sich hierbei um einen Standardvorwand der israelischen Regierung für ethnische Säuberungen. Sicherlich wird die israelische Armee ein paar Jahre lang das Land nutzen, auf dem sich die zerstörten Dörfer befanden. Dann wird das Gebiet fast zwangsläufig zum Standort einer neuen israelisch-jüdischen Siedlung.

Am 20. Oktober berichtete Al-Jazeera darüber Israelische Dokumente zeigen dass die israelische Armee zwischen 2008 und 2010 Nahrungsmittellieferungen in den Gazastreifen erlaubte, basierend auf einer täglichen Kalorienzählung, die die Grundernährung von 1.5 Millionen Menschen auf einen Punkt beschränkte, der knapp an Unterernährung grenzt.

Laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Gisha Legal Center for Freedom of Movement bestand „das offizielle Ziel der Politik darin, einen Wirtschaftskrieg zu führen, der die Wirtschaft Gazas lahmlegen und nach Angaben des Verteidigungsministeriums Druck auf die Hamas-Regierung ausüben würde.“ Tatsächlich stammt diese Grausamkeit aus der Zeit vor 2008.

Zurück in 2006, Dov Weissglass, Damals erklärte ein Berater von Premierminister Ariel Scharon: „Die Idee besteht darin, die Palästinenser auf Diät zu setzen, sie aber nicht an Hunger sterben zu lassen.“ Präzedenzfälle hierfür finden sich natürlich in der Behandlung europäischer Juden in den 1930er und 1940er Jahren. Man geht davon aus, dass Herr Weissglass davon Kenntnis hatte.

Doch ebenso wie bei der Barbarei im „Unabhängigkeitskrieg“ gibt es auch in diesem Fall eine gut eingeübte Fähigkeit zur nationalen Verleugnung. Entsprechend Gideon Levy schreibt in Haaretz, „Das Land hat viele Möglichkeiten, Leichen tief im Schrank zu vergraben, damit die Israelis nicht übermäßig gestört werden.“

Die militärischen Autoren des Dokuments, das Weissglass‘ abscheuliche „Idee“ in grausame Praxis umsetzte, operierten in einem von Blindheit geplagten Land. Nur damit sich die derzeitige israelische Regierung keine Sorgen über die öffentliche Beunruhigung darüber macht, dass sie langsam aber sicher das Abwassersystem des Gazastreifens zerstört und seine Wasserversorgung ungenießbar macht.

Dann gibt es noch die geringfügigen Grausamkeiten, die als verräterische Anzeichen einer zugrunde liegenden Grausamkeit angesehen werden können. Zum Beispiel die Tatsache, dass israelische Zollbeamte hielt die Prüfungsunterlagen zurück für die College-Board-Tests im Oktober 2012 für Abiturienten im Westjordanland.

AMIDEAST, die Organisation, die als Testagentur für die palästinensischen Gebiete fungiert, hatte Wochen im Voraus dafür gesorgt, dass die israelischen Behörden über die Tests verfügten. Dennoch hielten die Zollbeamten in einem offensichtlichen Akt der Rachsucht an ihnen fest, bis AMIDEAST die Prüfung absagen musste.

Ein Beobachter hat die Frage gestellt: „Was haben die SAT-Tests mit der israelischen Sicherheit zu tun?“ Nun könnte es sein, dass nach Meinung eines grausamen Zollbeamten die Zeugen der israelischen Unterdrückung umso wortgewandter sind, je mehr Palästinenser aus den besetzten Gebieten aufs College gehen.

Auf der Gaza-Seite der Gleichung standen die USA gezwungen, ein kleines Stipendienprogramm abzusagen für Gaza-Studenten, weil die Israelis sich weigerten, die Studenten ihr Freiluftgefängnis verlassen zu lassen, und sei es nur, um eine Schule im Westjordanland zu besuchen. (Für jeden, der den düsteren Prozess der israelischen Unterdrückungsakte täglich verfolgen möchte, empfehle ich die Website Heute in Palästina.)

Herausforderung und Ablehnung

Angesichts dieses Verhaltens seitens Israels beginnt die öffentliche Unterstützung dieses Landes in den Vereinigten Staaten endlich zu schwinden.

Zuletzt15 prominente Kirchenführer, die große christliche Konfessionen vertreten, schrieben einen offenen Brief an den Kongress und forderten „eine sofortige Untersuchung möglicher Verstöße Israels gegen das US Foreign Assistance Act und das US Arms Export Control Act, die jeweils Hilfe für jedes Land verbieten, das sich engagiert.“ in einem konsistenten Muster von Menschenrechtsverletzungen. Wir fordern den Kongress dringend auf, Anhörungen abzuhalten, um die Einhaltung Israels zu prüfen, und wir fordern eine regelmäßige Berichterstattung über die Einhaltung und die Zurückhaltung von Militärhilfe bei Nichteinhaltung.“

Bisher hat sich der Kongress gegenüber diesem Antrag jedoch taub verhalten die zionistische Reaktion war laut und deutlich. An der Spitze dieser Bemühungen stand der Chef der fälschlicherweise benannten Anti-Defamation League (ADL), Abraham Foxman. Foxman warf den christlichen Führern einen „offensichtlichen Mangel an Sensibilität“ vor (man könnte sich fragen, wie sensibel man einem Unterdrücker gegenüber sein soll?) und beschloss, die beleidigenden Geistlichen zu bestrafen, indem er sich weigerte, sich an einem fortlaufenden „interreligiösen Dialog“ zu beteiligen.

„Große Gehirne“ zu haben, ist für den Menschen ein zweischneidiges Schwert. Das bedeutet, dass wir alle möglichen kreativen Gedanken haben und sogar eine gewisse Selbstkontrolle über unsere eigenen unangemessenen Impulse ausüben können, wenn wir es versuchen möchten. Es bedeutet jedoch auch, dass wir dazu manipuliert werden können, zu denken, dass wir nicht versuchen müssen, die Opfer zu sein, obwohl wir andere unterdrücken, und dass jede Kritik an unseren Handlungen nur ein weiteres Beispiel für unsere Viktimisierung ist.

Die israelische Kultur und in der Tat die Kultur des Zionismus im Allgemeinen ist ein fortlaufendes Projekt der Selbstmanipulation, um einen solchen Geisteszustand zu erreichen. Und das ist weitgehend gelungen. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage in Israel aufgenommen zeigt, dass „eine Mehrheit der [israelisch-jüdischen] Öffentlichkeit will Der Staat diskriminiert Palästinenser und offenbart damit einen tief verwurzelten Rassismus in der israelischen Gesellschaft.“

Die Zionisten sind nicht die einzigen Experten für Leugnung. Auch die Vereinigten Staaten, Israels wichtigster Verbündeter, waren in diesem Schachzug immer gut. Nach den Anschlägen vom 9. September war jede Überlegung, dass die Außenpolitik der Vereinigten Staaten im Nahen Osten zur Motivation des Terrorismus beigetragen haben könnte, ein Gräuel, und das ist auch über ein Jahrzehnt später immer noch der Fall.

Anstatt unser eigenes Verhalten genau unter die Lupe zu nehmen, erweitern wir einfach unsere Fähigkeit, jeden, der unsere Politik auf gewalttätige Weise in Frage stellt, sofort zu töten. Unsere Antwort sind gezielte Tötungen durch Drohnen oder auf andere Weise, ein bisschen Grausamkeit, die wir von den Israelis abgeschaut haben.

Machiavelli, auf den man sich immer verlassen kann, wenn er die dunklere Seite der Dinge sieht, sagte einmal: „Wer die Zukunft vorhersehen will, muss die Vergangenheit konsultieren; denn menschliche Ereignisse ähneln denen früherer Zeiten. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass sie von Menschen hervorgebracht werden, die immer von denselben Leidenschaften beseelt waren und sein werden, und daher notwendigerweise die gleichen Ergebnisse haben.“

Aber ist es wirklich unvermeidlich?  

Lawrence Davidson ist Geschichtsprofessor an der West Chester University in Pennsylvania. Er ist der Autor von Foreign Policy Inc.: Privatisierung des nationalen Interesses Amerikas; Amerikas Palästina: Populäre und offizielle Wahrnehmungen von Balfour bis zur israelischen Staatlichkeiteschriebenen Art und Weise; und Islamischer Fundamentalismus.